Im Rahmen des Ersatzneubaus des Ostbayernrings (380 kV Freileitung) durch die TenneT TSO GmbH übernimmt die Bayerische KulturLandStiftung die Kompensation der durch den Bau beeinträchtigten Feldlerchen. Die Kompensationsmaßnahmen erfolgen nicht wie üblich durch den Ankauf von Flächen, sondern über eine produktionsintegrierte Kompensation auf wechselnden Flächen in Kooperation mit Landwirten aus den betroffenen Regionen. Die dabei umgesetzten Maßnahmen sind Blühflächen mit einer speziellen Artenzusammensetzung aus Regiosaatgut, Kombinationsbrachen und extensiver Ackerbau.
Bunte Flächen in der Landschaft
Die Kompensationsmaßnahmen befinden sich aktuell im dritten bzw. vierten Jahr der Umsetzung. Bei den Blühflächen lässt sich bis hierhin eine sehr schöne Entwicklung beobachten. Im ersten Jahr dominieren vor allem einjährige Arten, wie die Kornblume, die den mehrjährigen Blühpflanzen in der Etablierungsphase Deckung bieten. Ab dem zweiten Jahr dominieren dann die mehrjährigen Pflanzen. Ab Mitte Mai bis in den Juni hinein verwandeln vor allem die Margerite und die weiße Lichtnelke die Flächen zu einem richtigen Hingucker, der die Äcker in strahlendem Weiß von den umgebenden Flächen abhebt. Ab Mitte Juni verändert sich das Erscheinungsbild der Flächen noch einmal grundlegend. Den Blühaspekt übernehmen dann andere Pflanzen wie z.B. Flockenblumen, Wirbeldost, Johanniskraut oder Natternkopf und färben die Blühflächen bunt.
Nicht nur Feldlerchen profitieren!
Die Feldlerchen und andere Tiere profitieren gleich mehrfach von den Blühflächen, auch durch die angepasste Pflege der Landwirte. Diese mulchen zum Ende der Bewirtschaftungsruhe nur einen Teil der Fläche. Dadurch bleibt ein Teil des Aufwuchses aus einem Jahr stehen und viele Tiere finden dort über den Winter Zuflucht. So können viele Insekten in den langen Pflanzenstängeln überwintern und Wildtiere wie Rebhühner und Feldhasen finden wichtige Deckung. Die Feldlerchen finden dafür im März dann auf dem gemulchten Teil der Fläche ideale Brutbedingungen und im nebenstehenden Altbewuchs mit den aus dem Winterschlaf erwachenden Insekten eine wichtige Nahrungsquelle vor. Da einige Feldlerchen auch bei uns überwintern und sich in dieser Zeit hauptsächlich von Samen und Keimlingen ernähren, finden auch diese auf den Blühflächen ein gutes Angebot an beidem. Durch den sehr langen Blühaspekt der Flächen werden von Mai bis August zusätzlich sehr viele Insekten in die Flächen gelockt, die den Feldlerchen als Nahrung dienen. Zudem sind die Blühflächen auch im Sommer nicht sehr hoch und lückig bewachsen, so dass Feldlerchen problemlos in den Flächen landen und brüten können.
Artenschutz durch Ackerbau
Auch beim extensiven Ackerbau und den Kombinationsbrachen lässt sich ein positives Zwischenfazit ziehen. Dort sticht hervor, dass sich auf vielen Flächen mittlerweile eine sehr diverse Beikrautvegetation entwickelt hat, die auch Arten der Roten Liste umfasst und somit einen weiteren wertvollen Beitrag zum Artenschutz leistet. Die Feldlerchen profitieren hier wiederum von einem hohen Nahrungsangebot.
Durch die Anlage der Kompensationsflächen wird so am 185km langen Ostbayernring auf knapp 40 verschiedenen Flächen eine neue Heimat für 56 Feldlerchenpaare geschaffen. Wer in den Monaten März bis August an einer der Flächen vorbeikommt wird sehr wahrscheinlich auf eine oder mehrere Feldlerchen aufmerksam, die sich im klassischen Singflug über der Kompensationsfläche befindet.