Am Freitag, den 19.09.2025 fand eine Presseveranstaltung mit Vertretern der Regierung von Unterfranken, der stellvertretenden Bezirkstagspräsidentin und Bezirksbäuerin Maria Hoßmann, dem Schweinfurter Kreisobmann Michael Reck und den umsetzenden Landwirten und Planern vor Ort statt, um über die aktuelle politische Lage im Bereich Artenschutz, insbesondere dem Feldhamsterartenschutz, zu reden und die Bevölkerung dahingehend zu informieren.
Als ursprüngliche Steppenbewohner fühlt sich der in den letzten Jahren alarmierend bedrohte Feldhamster in landwirtschaftlichen Ackerbauregion mit leicht zu grabenden Böden besonders wohl. Dort kann er seinen bis zu 1 m tiefen Hamsterbau mit breiten Gängen graben, um zwischen Oktober und März seinen Winterschlaf zu halten. So auch im Landkreis Schweinfurt, der neben Würzburg und Kitzingen, die letzte Feldhamsterpopulation Bayerns besitzt.
Die Zeit ist nicht lang. Zwischen April und September muss das alleinlebende Hamsterweibchen zwei bis drei Würfe großziehen, versorgen und im Herbst schnell noch selbst genügend Nahrung sammeln, um den Winter überleben zu können. Während das ebenso alleinlebende Männchen bereits im Sommer seine unterirdischen Kornkammern vorzugsweise mit Getreide, je nach Angebot aber auch mit Erbsen oder Bohnen, befüllen konnte. Hinzu kommt mit zunehmendem Klimawandel oft ein heißer und sehr trockener Sommer, wodurch das Getreide bereits Anfang Juli reif ist und abgeerntet wird, so dass dem Hamster die Körner aber auch durch die Trockenheit die Flüssigkeitsaufnahme fehlt.
Durch Hamsterspots und Wegkorridore versucht das Feldhamster-Hilfsprogramm die niedrige Population zu stärken und zum Wachsen zu bringen. Mit einjährigen Ernteverzichtsstreifen und Stoppelbrachen, die bis 1. Oktober stehengelassen werden und vierjährigen Feldhamsterinseln bestehend aus Luzerne, Getreide und Blühstreifen, erhält der Feldhamster beste Bedingungen, um seine Population zu stärken.
Dabei geht es erst mal ums Überleben der einzelnen Tiere selbst und die Verlängerung einer Lebensperiode, die früher mindestens drei Jahre betrug. Heute kann man froh sein, wenn der Hamster einen Sommer und mit Glück noch den Winter überlebt. Die Inseln dienen dabei als Rückzugsorte, in denen der Hamster sich vermehren und überlebensfähiger werden kann. Als Wegkorridore kann er dann die einjährigen Getreidestreifen und Stoppelbrachen nutzen, um andere Artgenossen z.B. in einer Nachbarinsel zu finden oder sich dort selbst niederlassen. Damit wird das Ausbreitungsgebiet vergrößert und eine genetische Durchmischung sichergestellt. Denn je kleiner eine Population wird, desto schneller kann es plötzlich rasant bergab gehen. Wenn beispielsweise durch Inzuchtprobleme neben den Fressfeinden und Nahrungsmangel auch noch Parasiten oder Viren leichtes Spiel haben.
Die Feldhamsterinsel bietet das ganze Jahr über Nahrung, Schutz und Deckung sowohl für den Feldhamster wie auch für Bodenbrüter und Niederwild.
Das Getreide bleibt bis 1. Okt. zum „Sammeln“ stehen. Die Luzerne bietet Feuchtigkeit und gute Bodenqualität, da sie als Leguminose tiefe Wurzeln mit stickstoffspeichernden Knöllchen besitzt. Damit hat der Hamster auch „Grünfutter“ für das Wachstum, sowie Proteine durch Würmer und Insekten für die Reproduktion.
In einer Feldhamsterinsel wird man die Feldhamsterbaue bevorzugt in der Luzerne finden, da der Hamster dort noch leichter graben kann und seine Flüssigkeitsaufnahme durch Ablecken des Taues der Blätter am Morgen erledigt. Die Blühstreifen werden nur zur Hälfte gemulcht, um die Insektenlarven zu schützen. Dies bietet zusätzlich sogar Rebhühnern, Feldhasen und Rehen im Winter noch Schutz vor Fressfeinden.
Schweinfurts Landwirte aktiv dabei – die Nachfrage boomt
Angefangen mit sechs Landwirten und 11 Getreidestreifen (2ha Fläche), vervielfältigten sich die Artenschutzmaßnahmen in den letzten 12 Jahren auf mittlerweile 44 Landwirte, die insgesamt 275 ha Fläche an Hamstermaßnahmen umsetzen. Im Jahr 2024 zeigte die Auswertung den bisher höchsten Stand an Maßnahmenfläche. Mit knapp 40 ha Getreidestreifen, 105 ha Ährenschnitt-Stoppelbrache und 135 ha vierjähriger Feldhamsterinseln, wurde versucht dem Hamster Nahrung, Schutz und ein Zuhause zu bieten. Und die Tendenz ist steigend …
… wenn es gesellschaftlich und politisch gewollt ist. Denn an den Landwirten soll es nicht liegen. Durch Werbung, Fernsehberichte und Zeitungsartikel, aber auch durch Mundpropaganda der Landwirte selbst, wurden die Maßnahmen und die Bedrohung des kleinen Nagers immer bekannter.
Nun beginnt die Zeit, in der immer mehr Landwirte Flächen den Maßnahmenplanern melden und am Feldhamsterartenschutz-Hilfsprogramm teilnehmen wollen. Im Landkreis Schweinfurt ist es die Bayerische KulturLandStiftung, die die Landwirte bei der Umsetzung der ein- oder mehrjährigen Maßnahmen berät und die hamstergeeigneten Flächen plant. Im Landkreis Kitzingen übernimmt dies der Landesbund für Vogelschutz und im Landkreis Würzburg der Landschaftspflegeverband.