Kolumne zu den Pilotbetrieben im Projekt „Vielfalt für Sand- und Kalkscherbenäcker im Landkreis Roth“
- Vorstellung der Pilotbetriebe und Aussaat -

Wir möchten einen Blick auf die beiden Pilotbetriebe im Projekt „Vielfalt für Sand- und Kalkscherbenäcker im Landkreis Roth“ werfen. Zusammen mit den beiden Pilotbetrieben erarbeiten und erproben die Bayerische KulturLandStiftung sowie das Landratsamt Roth ein Konzept zur Umsetzung von extensiv bewirtschafteten Ackerrandstreifen. Ziel ist die Förderung von konkurrenzschwachen Ackerwildkräutern und ihren Bestäubern sowie von Feldvögeln wie Feldlerche oder Rebhuhn. Die Agrarstruktur im Landkreis Roth ist durch kleine, vielerorts sandige, teils kalkreiche und ertragsschwache Böden geprägt. Konkurrenzschwache Ackerwildkrautarten, welche heute selten geworden sind, fühlen sich auf diesen Flächen besonders wohl. Aus diesem Grund wurde der Landkreis Roth für das Pilotprojekt ausgewählt.

Ein Pilotbetrieb befindet sich in der Gemeinde Georgensgmünd. Die Böden hier sind besonders sandig. Der Betrieb wirtschaftet konventionell, hat Milchkühe und führt die Landwirtschaft im Haupterwerb. In der Fruchtfolge wechseln sich Getreide und Mais ab. Auf den besseren Böden wird Wintergerste angebaut, auf den schlechteren Böden Winterroggen. Nach der Getreideernte werden nicht winterharte (also abfrierende) Zwischenfrüchte angebaut. Ölrettich, Meliorationsrettich, Senf, Kresse und Ramtillkraut sollen die Bodenstruktur verbessern und, sofern vorhanden, vom Getreide auf Grund der Trockenheit nicht aufgenommenen Stickstoff für die Folgekultur fixieren und somit eine Auswaschung über den Winter verhindern. Weiterhin werden Ausfallgetreide und Unkräuter unterdrückt. Der Zwischenfruchtbestand bleibt über den Winter stehen.

Der andere Pilotbetrieb befindet sich im Markt Thalmässing. Er wirtschaftet ökologisch, hat Schweine und führt die Landwirtschaft im Nebenerwerb. Eine typische Fruchtfolge gibt es in dem Betrieb nicht. Es wird viel mit verschiedenen Kulturen experimentiert. In diesem Jahr wurden neben Getreide, auch Buchweizen und Soja angebaut. Auch hier wurde nach der Ernte im Juli und August eine Zwischenfrucht aus verschiedenen Pflanzenarten angesät. Auf Flächen auf denen als nächstes Sommergetreide angebaut wird, bleibt die Zwischenfrucht über den Winter stehen. Dafür sind einige winterharte Pflanzenarten in der Mischung vorhanden. Ein Teil der Zwischenfrucht friert somit mit dem ersten Frost ab, ein anderer Teil besteht über den Winter. Nutzen der Zwischenfrucht ist auch hier eine Durchlockerung des Bodens sowie der Humusaufbau.

Auf beiden Betrieben werden im Rahmen des Projektes auf ca. 2 ha ihrer Getreideflächen extensiv bewirtschaftete Ackerrandstreifen eingesät. Dabei wird auf den Streifen dieselbe Kultur wie auch im Rest des Feldes gesät. Die Aussaat auf den Randstreifen erfolgt jedoch im doppelten Reihenabstand. Weiterhin wird hier auf Düngung, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und zum Teil auf mechanische Beikrautbekämpfung (Hacken oder Striegeln) verzichtet. Ziel ist, dass in den Ackerrandstreifen mehr Licht auf den Boden kommt, sodass wertgebende Ackerwildkrautarten wie z.B. der Lämmersalat optimale Bedingungen zum Wachsen finden.

Die Feldrandstreifen des Pilotbetriebes bei Georgensgmünd sind 9 oder 15 m breit. Im Anbaujahr 2024/25 stand Silo- oder Körnermais auf den Flächen. Nach der Ernte wurden die Maisstoppeln gemulcht. Vor der Aussaat des Wintergetreides im Herbst wurden die Ackerflächen gepflügt und nach der Aussaat angewalzt.

Auf dem Pilotbetrieb bei Thalmässing werden jeweils 12-Meter breite Feldrandstreifen eingesät. Vor der Aussaat im Herbst wurde die Zwischenfrucht gemulcht und der Boden anschließend mit dem Pflug bearbeitet. Die Kultur wird hier generell im doppelten Reihenabstand gesät, damit die mechanische Unkrautbekämpfung effektiver ist. Während auf der einen Hälfte der Streifen keine mechanische Beikrautbekämpfung stattfindet, wird auf der anderen Hälfte der Streifen einmal mechanisch gegen den Beikrautdruck vorgegangen und gehackt. Es soll untersucht werden wie hoch der Einfluss einer einmaligen mechanischen Bodenbearbeitung auf konkurrenzschwache, wertgebende Ackerwildkräuter und auf konkurrenzstarke, bei Massenvorkommen den Ertrag beeinträchtigende Arten ist. Können letztere auf diesen Weg größtenteils eingedämmt werden, während erstere weiterhin gefördert werden?

Die Lage der Streifen innerhalb der betrieblichen Flächen wurde gemeinsam mit den Pilot-Betrieben gewählt. Die Idee ist, dass die Ackerrandstreifen sich nicht jedes Jahr an der gleichen Stelle befinden, sondern mit geeigneten Kulturen (v.a. Getreide) innerhalb der Betriebsflächen rotieren. Bei der Auswahl der Lage innerhalb eines Ackers wurden neben betrieblichen Anforderungen wie z.B. der Bewirtschaftungsrichtung, auch Anforderungen des Naturschutzes wie z.B. der Biotop-Vernetzung berücksichtigt.