In der Pupplinger Au, wird ein Ökokonto im FFH-Gebiet „Oberes Isartal“ auf drei Flurstücken auf degradierten, jedoch bereits nach §30 geschützten Biotopflächen mit Buntreitgras-Kiefernwäldern aufgebaut.
Ökokonten
Maßnahmenträgerschaft im Auftrag der Bayernwerk Netz GmbH (Naturraum D66)
Laufzeit
seit 2023; dauerhaft
Wirkung
Aufwertung der aktuell degradierten, jedoch biotopkartierten Buntreitgras-Kiefernwäldern

Die Obere Isaraue gehört zu den eindrucksvollsten Flusslandschaften in Mitteleuropa. Ihren Stellenwert verdankt sie dabei insbesondere dem (inzwischen eingeschränkten) Wildflusscharakter der Isar in der Pupplinger und Ascholdinger Au mit ihren lichten Schneeheide-Kiefernwäldern. Diese stellen einen besonderen und in Bayern überaus seltenen Typus eines Auwaldes dar. Hier stocken die Auwälder nicht auf feuchten Auenböden sondern wachsen auf mächtigen Kieskörpern, die von den Flüssen abgelagert wurden. Obwohl die Wälder im Unterwuchs stark vergrast und manche Arten bereits ausgestorben bzw. akut bedroht sind, hat sich hier eine außergewöhnliche Zahl seltener Pflanzen- und Tierarten erhalten können welche auf diese extreme Standorte spezialisiert sind. Für den Erhalt der biologischen Vielfalt findet vor Ort ein BayernNetzNatur (2014) „Beweidungsprojekt Pupplinger Au“ statt.

Im östlichen Teil der geplanten Ökokontofläche befindet sich das Landschaftsschutzgebiet (LSG-00155.01) „Schutz von Landschaftsteilen im Isartal zwischen Icking und Königsdorf“ und im westlichen Teil das Naturschutzgebiet „Isarauen zwischen Schäftlarn und Bad Tölz“, im Landkreis „Bad Tölz-Wolfratshausen“ (NSG-00267.01). Zudem liegen alle Flurstücke im großflächigen Bereich des FFH-Gebiets (DE 8034371) „Oberes Isartal“.

Ausgangszustand:

degradierter Biotop- und Nutzungstyp:

  • N122-WE000: „Kiefernwälder, nährstoffarmer, carbonatischer Standorte, mittlere Ausprägung“

Entwicklungsziel:

  • N123-WE000: „Kiefernwälder, nährstoffarmer, carbonatischer Standorte alte Ausprägung“

Fakten

Der Ausgangszustand wurde kartiert und vor Ort mit dem AELF (Abteilung Forst) und der unteren Naturschutzbehörde Bad Tölz-Wolfratshausen abgestimmt. Die betroffenen Flächen waren vollständig und sehr dicht mit Kiefern (ca. 70 %) und Fichten (ca. 30 %) bestockt.

Es hat sich bei der Beurteilung des Ausgangszustands folgende Frage ergeben:
Können auf Aufforstungen zurückzuführende Bestände rechtlich geschützt sein?

Ganz generell weist die Bodenvegetation der forstlich beeinflussten Kiefern-Fichtenwälder der untersuchten Flurstücke Eigenschaften auf, die diesen Waldbeständen nach den Erfassungsvorgaben des „§30-Bestimmungsschlüssels“ (BayLfU 2020a: Tafeln 2 und 9) Rechtsschutz nach §30 / §23 (BNatSchG / BayNatSchG) verleihen. Es wurden vor Ort z. B. die folgenden Kennarten in geringen Deckungen kartiert: Kreuzbuchs „Polygala chamaebuxus“, Schnee-Heide „Erica carnea“, Kalk-Blaugras „Sesleria albicans“ (Syn. caerulea), Erd-Segge „Carex humilis“.

Ergebnis:

Der Nachweis der genannten Arten genügt für die Zuerkennung des Rechtsschutzes aus. Daher sind auch die Bestände mit hohem Fichtenanteil  auch bei geringer Dominanz der geforderten bestandsbildenden Arten als „Kiefernwald nährstoffarmer, carbonatischer Standorte, mittlerer Ausprägung“ mit §30 Schutz (kein FFH Lebensraumtyp nach Anhang I) anzusprechen.

Das Ökokonto eignet sich besonders als Teil des Biotopverbunds mit den angrenzenden, hochwertigen und lichten Buntreitgras-Kiefernwäldern.

Hinsichtlich ihrer Struktureigenschaften und ihrer Biodiversität lassen sich diese Wald-Bestände noch deutlich verbessern und aufwerten.

 

Felix räumt auf!

Die natur- und bodenschonende Forstwirtschaft steht im Mittelpunkt dieses Ökokontos. In einem ersten Schritt müssen sogenannte Zukunftsbäume ausgewählt werden und diese dann motormanuell  durch die Entnahme der angrenzenden Bäume (Bedränger) gefördert werden. So werden in einem ersten Schritt rund 20% des Bestandes entnommen. Dies hat zur Folge, dass mehr Wasser und Nährstoffe den verbleibenden Bäumen zur Verfügung stehen und dass das notwendige Licht die schützenswerte Bodenvegetation fordert.

Aufgrund dessen hat sich die Stiftung für das Holzrücken die Unterstützung von Manfred Schmidt (Land- und Forstwirt, Königsdorf) und seinem Süddeutschen Kaltblut Felix eingeholt. Nach der Fällung der Bäume wurde nun mit Hilfe des Pferdes auf boden- und naturschonende Art und Weise das Holz entfernt und der Bodenvegetation mehr Licht zum entwickeln gegeben.

Bayerische KulturLandStiftung
Lisa Ott

Lisa Ott

Projektleiterin
Ihre Ansprechpartnerin für folgende Themen:
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- PiK auf wechselnden Flächen
Dominik Himmler

Dominik Himmler

Geschäftsführer
Ihr Ansprechpartner für folgende Themen:
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