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Bayern

Lebensfelder - Praxisstandards zur Wiederansiedlung von Ackerwildkräutern

Im Projekt "Lebensfelder - Praxisstandards zur Wiederansiedlung von Ackerwildkräutern" werden bundesweite Standards für die Renaturierung artenreicher Äcker erarbeitet. Dazu werden in zwei Naturräumen Bayerns Ackerwildkräuter gesammelt, vermehrt und auf extensiv bewirtschafteten Äckern wieder ausgesät.
Biodiversitätsprojekt
Gemeinnütziges Projekt zur Förderung gefährdeter Ackerwildkrautarten
Laufzeit
2023-2028
Wirkung
Entwicklung eines bundesweiten Leitfadens zur Wiederansiedlung von Ackerwildkräutern und modellhafte Umsetzung in Bayern und NRW

Das Projekt „Lebensfelder – Praxisstandards zur Wiederansiedlung von Ackerwildkräutern“ wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie durch die Landwirtschaftliche Rentenbank.

Bayerische KulturLandStiftung

Fördermittelgeber

Ausgangssituatuion

Artenreiche Ackerwildkrautgesellschaften erfüllen zahlreiche Funktionen in unseren Agrarlandschaften. Diese reichen von der Bereitstellung von Nahrung und Lebensraum für Tiere des Offenlandes über den Schutz vor Erosion bis hin zur Aufwertung des Landschaftsbildes. Viele Ackerwild­krautarten sind heutzutage jedoch selten geworden. Hierzu gehören insbesondere konkurrenzschwache Arten wie Acker-Rittersporn, Acker-Wachtelweizen oder Sand-Mohn, die an traditionelle Bewirtschaftungsformen angepasst sind und landwirtschaftliche Erträge kaum mindern.

Heute sind die Samenvorräte vieler Ackerwildkrautarten im Boden oftmals erschöpft und Verbreitungsmöglichkeiten früherer Zeiten, etwa in ungereinigtem Saatgetreide oder durch wandernde Schafherden, fehlen. Ohne Wiederansiedlungen ist daher der Erhalt zahlreicher zunehmend gefährdeter Arten bundesweit nur schwer möglich. Bisher existieren jedoch keine einheitlichen Leitlinien zur Sammlung, Vermehrung und Wiederansiedlung von seltenen Ackerwildkrautarten.

Gründe hierfür sind unter anderem, dass viele Ackerwildkrautarten wegen ihrer Gefährdung nicht als zertifiziertes Regio-Saatgut angeboten werden und ihre Wiederansiedlung in Agrarförder- programmen nicht vorgesehen ist. Somit sind momentan bei Wiederansiedlungsmaßnahmen stets aufwen­dige Einzelfallprüfungen durch die Naturschutzbehörden nötig. Die Wiederansiedlung gefährdeter Ackerwildkrautarten findet daher nur in geringem Umfang statt, was wiederum eine geringe Saatgutnachfrage bedingt. Aus diesem Grund bestehen kaum Anreize für die Sammlung und Vermehrung, sodass ein Mangel an Saatgut, auch für Schutzprojekte, entsteht.

Vorhaben

Im Projekt „Lebensfelder – Praxisstandards zur Wiederansiedlung von Ackerwildkräutern“ der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft und der Bayerischen KulturLandStiftung sollen daher bundesweit übertragbare Praxisstandards zur Sammlung, Vermehrung und Wiederansiedlung von Ackerwildkräutern entwickelt werden. Dies findet gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Forschung, Verwaltung und Praxis statt. Die entwickelten Standards werden in vier Modellgebieten im Rheinland (NRW) und in Bayern umgesetzt, um eine Übertragbarkeit auf einen Großteil des Bundesgebietes zu gewährleisten.

Die Ansiedlungen finden dabei auf ackerwildkrautfreundlich bewirtschafteten Feldern in Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Betrieben statt. Hierbei werden ausgewählte Zielarten auf standört­lich geeigneten Empfängerflächen ausgebracht. So entstehen „Lebensfelder“, die dem Erhalt viel­fältiger Ackerlebensgemeinschaften dienen. Die Praxistauglichkeit des Vorgehens wird mithilfe von Erfolgskontrollen sowie einer sozio-ökonomischen Evaluation der Maßnahmen geprüft. Die entwickelten Praxisstandards und die Erfahrungen aus der modellhaften Umsetzung sollen eine neue Basis für den Ackerwildkrautschutz in Deutschland bilden.

Der Aspekt des Wissenstransfers nimmt eine große Bedeutung im Projekt „Lebensfelder“ ein: Zusätzlich zur projektbegleitenden Informationsarbeit werden Feldtage für interessierte landwirtschaftliche Betriebe und Fachtagungen für Teilnehmende aus Naturschutz, Landwirtschaft, Saatgutvermehrung, Verwaltung und Planung angeboten. Zudem fasst ein Praxishandbuch die Projektergebnisse zum Abschluss des Projektes zusammen. Das Projekt soll dazu beitragen, die Akzeptanz für die Förderung seltener Ackerwildkräuter zu steigern, die nachhaltige Umsetzung geeigneter Maßnahmen erleichtern und eine langfristige Motivation der engagierten Betriebe sichern.

Projektgebiete

Die modellhafte Umsetzung der Sammlung, Vermehrung und Wiederansiedlung von Ackerwildkräutern wird in jeweils zwei Gebieten in den Projektregionen in NRW und in Bayern umgesetzt.

Modellgebiete in Bayern, betreut von der Bayerischen KulturLandStiftung:

  • Oberpfälzisches Hügelland als Modell für eine strukturreiche Becken-Hügellandschaft
  • Südliche Frankenalb als Modell für eine strukturreiche Mittelgebirgsregion

Modellgebiete in NRW, betreut von der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft:

  • Niederrheinische Bucht als Modell für eine strukturarme Tieflandregion
  • Eifel als Modell für eine strukturreiche Mittelgebirgsregion

Was auf den Lebensfeldern umgesetzt wird

In jeder der Projektregionen werden seit Herbst 2023 sechs Lebensfelder extensiviert – Dabei werden auf den Flächen weder chemische oder mechanische Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt, noch wird mineralisch gedüngt. Die organische Düngung ist auf den Lebensfeldern reduziert. Die Fruchtfolge auf den Flächen ist getreidebetont (Getreide in mindestens drei von fünf Jahren) und Intensivkulturten wie Mais, Zuckerrüben oder Kartoffeln werden nicht kultiviert. Dies schafft optimale Bedingungen für die Ackerwildkrautvegetation und senkt die Nährstoffgehälter der Böden. Zudem wird ein hoher Drusch und eine möglichst lange Stoppelbrache umgesetzt, um spätentwickelnde Ackerwildkräuter zu fördern. Die Kulturen werden in reduzierter Saatmenge ausgebracht, damit für die Entwicklung der Ackerwildkräuter mehr Licht auf den Boden fällt.

Auf den Lebensfeldern wird in den ersten beiden Jahren der Umsetzung (2024 und 2025) das Vorkommen seltener Ackerwildkräuter erfasst. Dazu wird das Feld nach den zuvor beschriebenen Maßnahmen bewirtschaftet. Bei der Aussaat werden zusätzlich noch sogenannte „Lichtstreifen“ angelegt. Dies sind Streifen, in denen keine Kultur ausgesät wird (vgl. Abbildung.). Alternativ kann auch 1/3 der Fläche brach bleiben (vgl. Abbildung.). In den Brachen und den Lichtstreifen können sich Ackerwildkräuter ohne die Konkurrenz der Kulturart entwickeln.

Ab dem dritten Jahr des Projektes werden keine Lichtstreifen mehr angelegt. Stattdessen wird mit der Wiederansiedlung seltener Ackerwildkräuter begonnen. Die Samen hierfür werden in den ersten Jahren des Projektes durch Samenaufsammlungen in den Projetgebieten und anschließender Vermehrung auf spezialisierten landwirtschaftlichen Betrieben gewonnen. Die Samen werden in sogenannten „Lebensfenstern“ auf den Projektflächen ausgebracht. Dazu wird ein ca. 60 m² großes Rechteck bei der Aussaat der Kultur freigelassen (vgl. Abbildung.). Hier können sich die ausgebrachten Ackerwildkräuter ungestört etablieren. Im darauffolgenden Jahr wird dieses Lebensfenster wieder mit einer Kulturart eingesät und ein neues Fenster zur Wiederansiedlung angelegt. Somit entstehen nach und nach bunt blühende „Lebensfelder“

Ihre Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner

bei der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft für das Gesamtprojekt:

  • Dr. Heiko Schmied, Projektkoordinator
    (0228 – 90 90 72 12, h.schmied@rheinische-kulturlandschaft.de)

bei der Bayerischen KulturLandStiftung für die Projektregion Bayern:

  • Malou Czibeck, Projektleiterin
    (0160 – 53 09 456, malou.czibeck@bayerischekulturlandstiftung.de)
  • Felix Dötsch, Betreuer landwirtschaftliche Betriebe
    (0152 – 21 06 39 48, felix.doetsch@bayerischekulturlandstiftung.de)

bei der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft für die Projektregion Rheinland/NRW:

  • Laura Fortmann, Projektleiterin
    (0228 – 90 90 72 14, l.fortmann@rheinische-kulturlandschaft.de)
  • David-Alexander Bind, Betreuer landwirtschaftliche Betriebe
    (0228 – 90 90 72 31, d.a.bind@rheinische-kulturlandschaft.de)

Projektträger

Malou Czibeck

Malou Czibeck

Projektleiterin
Felix Dötsch

Felix Dötsch

Projektleiter
Ihr Ansprechpartner für folgende Themen:
- Gemeinnützige Projekte
- PIK auf wechselnden Flächen

Diese Website gibt die Auffassung und Meinung des Zuwendungsempfängers des Bundesprogramms Biologische Vielfalt wieder und muss nicht mit der Auffassung des Zuwendungsgebers übereinstimmen