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Bayern

Ackerwildkräuter für Bayerns Kulturlandschaft

Im Projekt "Ackerwildkräuter für Bayerns Kulturlandschaft" werden seltene und gefährdete Ackerwildkrautarten gefördert. Dazu werden in fünf Naturräumen Bayerns Restvorkommen der Zielarten aufgespürt, ein Teil ihrer Samen gesammelt, vermehrt und auf extensiv bewirtschafteten Äckern wieder ausgesät.
Biodiversitätsprojekt
Gemeinnütziges Projekt zur Förderung gefährdeter Ackerwildkrautarten
Laufzeit
2016 - 2020
Wirkung
Renaturierung von Ackerlebensräumen

Das Projekt wird in Kooperation mit der Technischen Universität München, Lehrstuhl für Renaturierungsökologie (Prof. Johannes Kollmann und PD Dr. Harald Albrecht) umgesetzt. Es wird durch den Bayerischen Naturschutzfonds und die Landwirtschaftliche Rentenbank gefördert.

Bayerische KulturLandStiftung

Projektziele

Ziel des Projekts ist die Förderung seltener und gefährdeter Ackerwildpflanzen und der Aufbau einer Saatgutvermehrung auf regionaler Ebene. Dadurch soll ein wesentlicher Beitrag zur Bewahrung der regionalen Artenvielfalt und zur ästhetischen Aufwertung des ländlichen Raums geleistet werden. Neben der Erhaltung bestehender Populationen liegt der Fokus auf Wiederansiedlungsmaßnahmen mittels Übertragung von autochthonem Saatgut.

  • Gewinnung von Basissaatgut seltener Ackerwildkrautarten (Auffinden von Restpopulationen und populationsschonende Samensammlung)
  • Aufbau einer regionalen Saatgutvermehrung (Akquise von Vermehrungsbetrieben und Aufbau von Erhaltungskulturen)
  • Etablierung und produktionsintegrierte Erhaltung von Ackerwildkrautpopulationen (Implementierung, z. B. mittels Produktionsintegrierter Kompensationsmaßnahmen)

  • Dokumentation der Samensammlung, Vermehrung und Ausbringung
  • Untersuchung des Einflusses der Samenherkunft auf die Fitness gefährdeter Ackerwildpflanzen
  • Analyse von Merkmalen, die für Vermehrung und Wiederansiedlung relevant sind (z. B. Tausendkorngewicht, Keimansprüche und Samenproduktion)

Projektgebiet

Das Projektgebiet umfasst fünf Naturraum-Haupteinheiten in Bayern mit Schwerpunktregionen auf sandigen, kalkhaltigen und wechselfeuchten Böden.

Bayerische KulturLandStiftung

Projektergebnisse

Im Projekt konnten Samen von insgesamt 54 Zielarten gewonnen werden. Die Samensammlung fand auf knapp 100 Äckern statt und umfasste rund 300 Chargen, die getrennt voneinander aufbereitet und gelagert wurden. Insgesamt konnten 4,5 kg Basissaatgut gesammelt werden, was in etwa einer Millionen Samen entspricht. Eine Liste der gesammelten Arten finden Sie im Abschlussbericht (s. Download weiter unten).

Das Basissaatgut wurde von sieben landwirtschaftlichen Betrieben, von Vereinen und drei Botanischen Gärten vermehrt. Zudem wurden Kooperationen mit professionellen Wildpflanzenproduzenten (Rieger-Hofmann GmbH und Johann Krimmer) aufgebaut, um eine Wertschöpfungskette für regionales Ackerwildkrautsaatgut zu entwickeln. Zusätzlich wurden in den Jahren 2017–18 Zielarten, die in Bayern vom Aussterben bedroht sind, im Gewächshauslaborzentrum Dürnast (TUM) in Freising vermehrt.

Der Vermehrungserfolg variierte stark je nach Ackerwildkrautart und Vermehrungsfläche. In Botanischen Gärten und in kleineren Vermehrungsbeeten konnten nur begrenzte Samenmengen produziert werden, während auf einigen landwirtschaftlichen Betrieben und bei den professionellen Wildpflanzenvermehrern eine Vermehrung um mehrere Größenordnungen erzielt wurde. Insgesamt konnten aus 4,5 kg Basissaatgut 260,4 kg Erntegut gewonnen werden.

Eine Übersicht zu den Vermehrungsbetrieben mit detaillierten Ergebnissen finden Sie im Abschlussbericht (s. Download weiter unten).

Eine Wiederansiedlung von Ackerwildkräutern erfolgte auf insgesamt 66 Ackerflächen, deren Eignung als Empfängerfläche, z. B. anhand der Erfassung des natürlichen Artenpotentials, zuvor geprüft worden war. Als Mindeststandard für die Samenübertragung wurden die Naturraum-Haupteinheiten definiert, wobei stark gefährdete Arten auf kleinräumigerem Maßstab gesammelt, vermehrt und wiederausgesät wurden. Eine ackerwildkrautfreundliche Bewirtschaftung der Empfängerflächen wurde über Bewirtschaftungsvereinbarungen innerhalb des Projekts, über Ökokonten oder Ausgleichsmaßnahmen auf insgesamt 45,5 ha gesichert. Die Aussaat der Ackerwildkräuter erfolgte auf ausgewählten Teilbereichen der Empfängerflächen auf insgesamt 10,4 ha.

Zur wissenschaftlichen Untersuchung des Etablierungserfolgs wurden je Empfängerfläche bis zu vier 25 m²-Aussaatplots entlang des Feldrandes eingerichtet und je Art 100 Samen/m² ausgesät. In den ersten beiden Versuchsjahren wurde Wintergetreide in reduzierter Saatstärke angebaut, im dritten Versuchsjahr unterschiedliche Getreidekulturen mit einem hohen Anteil an Sommergetreide. Anhand der Individuenzahlen im Feldbestand und den ausgebrachten Samenmengen wurden je Art und Empfängerfläche Etablierungsraten berechnet, die gemittelt über das gesamte Projektgebiet im ersten Jahr nach der Aussaat (2018) bei 0–25 %, im zweiten Jahr (2019) bei 0–20 % und im dritten Jahr (2020) bei 0–7 % lagen. Für 12 Ackerwildkrautarten wurde zusätzlich die Samenproduktion 2019 erfasst und mit der ursprünglichen Aussaatmenge 2017 ins Verhältnis gesetzt. Bei 10 Arten lagen die Werte (weit) über der Selbsterhaltungsrate von 100 %. Da die Ackerwildkrautvegetation mit der Kulturart und dem Zeitpunkt der Bodenbearbeitung stark fluktuiert und die Bodensamenbank einen wesentlichen Beitrag zur Populationsgröße leisten kann, wären noch weitere Erhebungen notwendig, um den längerfristigen Etablierungserfolg zu beurteilen.

Eine Karte und Auflistung der Empfängerflächen sowie detaillierte Ergebnisse zur Etablierung finden Sie im Abschlussbericht (s. Download weiter unten).

 

Flyer zum Projekt

Im Flyer finden Sie eine Übersicht über die Projektziele und -inhalte. Printexemplare können kostenlos bei Marion Lang bestellt werden.

Bayerische KulturLandStiftung

Abschlussbericht zum Projekt

Alle Projektergebnisse sind in einem Abschlussbericht mit Anhang veröffentlicht (259 Seiten):

Lang, M., Albrecht, H., Kollmann, J. & Himmler, D. (2021) Abschlussbericht zum Projekt: Ackerwildkräuter für Bayerns Kulturlandschaft – Produktionsintegrierte Förderung seltener und gefährdeter Ackerwildkrautarten.

Leitfaden zur Bewirtschaftung

Der Leitfaden gibt Empfehlungen zur ackerwildkrautfreundlichen Bewirtschaftung von Ackerflächen.

Bayerische KulturLandStiftung

Leitfaden zur Aussaat

Der Leitfaden gibt Empfehlungen zur Wiederansiedlung gefährdeter Ackerwildkrautarten (z. B. Auswahl von Saatgut, Empfängerflächen und Aussaatmethode).

Bayerische KulturLandStiftung
Ackerwildkräuter für Bayerns Kulturlandschaft

Anknüpfendes Projekt "Praxisbroschüre und Saatgutvermittlung Ackerwildkräuter"

Im Projekt wird eine Broschüre zur Implementierung des Ackerwildkrautschutzes in der Praxis entwickelt und gebietseigenes Saatgut gefährdeter Ackerwildkrautarten vermittelt.
Dr. Marion Rasp (geb. Lang)
Dr. Marion Rasp (geb. Lang)

Dr. Marion Rasp (geb. Lang)

Projektleiterin und stellv. Geschäftsführerin (ab 01.03.23 in Mutterschutz/Elternzeit)
Ihre Ansprechpartnerin für folgende Themen:
- Gemeinnützige Projekte
- PiK auf wechselnden Flächen